Wiedereröffnung in Sicht

Das Gila-Hospital in Bo musste während der Ebolakrise in Sierra Leone schließen – inzwischen haben sich neue Möglichkeiten für die Wiedereröffnung aufgetan.

 

Seit 20 Jahren betreibt der kleine Verein „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“ mehrere Schulen und Gesundheitsstationen in dem westafrikanischen Land, das aktuell durch die Ebola-Epidemie gemeinsam mit Guinea und Liberia im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Das größte Projekt des Vereins ist das Gila-Hospital mit 50 Betten in der Stadt Bo, benannt nach der Initiatorin Gisela Bednarek. Bereits von 2010 bis 2011 haben mit der Großaktion „5 für Bo“ alle Oldenburger Krankenhäuser (neben dem Klinikum Oldenburg das Pius-Hospital, das Evangelische Krankenhaus, die Reha-Klinik und die Karl-Jaspers-Klinik) in einer beispielhaften Kooperation innerhalb eines Jahres über 100.000 Euro für die Fertigstellung des damals im Rohbau befindlichen Hospitals gesammelt.

Seit der Eröffnung im November 2011 hat sich das Gila-Hospital zu einem Modell-Krankenhaus für die Region Bo mit ihren 500.000 Einwohnern entwickelt. Mit unserem ehrenamtlichen Leitungsteam aus Oldenburg und dem langjährigen Koordinator vor Ort, Musa Bainda, ist es gelungen, mit monatlich wechselnden Ärzten aus ganz Deutschland medizinische Standards in der Grundversorgung wie auch eine funktionierende Medikamenten- und Materiallogistik aus eigener Kraft aufzubauen. Neben ambulanter und stationärer Grundversorgung, Geburtshilfe und Familienplanung sind chirurgische Eingriffe möglich. Hier ist neben deutschen Einsatzärzten auch ein einheimischer Belegarzt tätig. In einer landesweiten Umfrage zwei Jahre nach der Eröffnung stand unser kleines Hospital im Ansehen der Bevölkerung von Sierra Leone bereits auf dem zweiten Platz.
Anfang 2014 trat Ebola auf.
Zuerst von allen Beteiligten als selbstlimitierend eingestuft, verstrich wertvolle Zeit für eine frühzeitige Eindämmung. Als sich die Weltgesundheitsorganisation WHO im Sommer zum Eingreifen entschloss, war der Flächenbrand bereits da. Seither läuft ein verzweifelter Wettlauf gegen die Seuche, wobei korrupte Akteure dabei auch noch ihren Profit machen. Inzwischen werden Erkrankte gezielt zu den Ebola-Stationen gebracht und die Abriegelung von Hochburgen per Straßensperren durchgesetzt. Die Ebolafälle in Sierra Leone steigen dennoch ungebremst auf bisher über10.000 (Stand vom 10. Januar 2015) bei vermutet hoher Dunkelziffer. Das Gila-Hospital Bo ist nicht zur Ebola-Behandlung ausgelegt und hat unter Verwendung von Einweg-Schutzkleidung und Weiterleitung von Ebola-Verdachtsfällen zunächst den Betrieb aufrechterhalten. Im Gegensatz zu anderen Gesundheitsstationen des Landes hat sich keiner unserer Mitarbeiter infiziert. Zu deren Schutz mussten wir das Haus dennoch im August 2014 schließen. Der Grund: Knappheit an Schutzkleidung und fehlende Ebola-Testung vor Ort.

Die Dramatik besteht darin, dass im ganzen Land nun die ohnehin begrenzte Gesundheitsversorgung aus Angst vor Ebola zum Erliegen gekommen ist. Damit werden weder Malaria noch Gastroenteritis, Pneumonie oder Verletzungen behandelt. Schwangere, Gebärende und Kinder bleiben sich selbst überlassen. Das Gila-Hospital hat einen Großteil der laufenden Kosten durch moderate Gebühren selbst erwirtschaftet – daher drohte dem Hospital im September das Aus, da ohne entsprechende Einnahmen die laufenden Kosten nicht beglichen werden konnten. An dieser Stelle reagierte Dr. med. Dirk Tenzer, Geschäftsführer des Klinikums Oldenburg, mit einer Sofortspende und der Reaktivierung der Aktion „5 für Bo“. Seither sichern Aktionen in der Oldenburger City sowie lokale Sponsoren die laufenden Kosten ab. Diese tatkräftige Solidarität hilft dem Hospital, die Krise zu überstehen. Inzwischen keimt wieder Hoffnung: per Container ist neue Schutzkleidung in Bo eingetroffen und ein neuer Ebola-Schnelltest steht seit Ende Dezember zur Verfügung. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Wiedereröffnung des Gila-Hospitals. Dies ist inzwischen geschehen.     

Die Planung einer Triage läuft. ..mehr.>

Autorin:

Dr. med. Nicole Gorris-Vollmer

Mit-Initiatorin des Vereins „Hilfe direkt Oldenburg-Sierra Leone“