Triage in Bo
Wir möchten als eine der ersten Einrichtungen der allgemeinen Gesundheitsversorgung in Sierra Leone unser Gila-Hospital in Bo wieder öffnen und haben dafür ein Konzept erarbeitet, das den örtlichen Gegebenheiten angepasst ist und dem mittelfristig weiter vorhandenen Ebola-Restrisiko Rechnung trägt.
Ziel ist es, in unserem Hospital das Personal und die Patienten in den nächsten Monaten vor einer Infektion durch unerkannte Ebola-Kranke zu schützen. Letztlich weiß heute noch niemand, ob in Westafrika mittelfristig mit einer gewissen Ebola-Endemie (Endemie=ständig präsent) zu rechnen ist. Gegen die gilt es sich zu wappnen. .
Dieses Konzept beschreitet neue Wege und könnte im Erfolgsfall als Modell für das ganze Land adaptiert werden.
Im Zentrum steht der seit Ende Dezember zugelassene Schnelltest der Firma Senova (Weimar), der ohne die Notwendigkeiten eines Sicherheitslabors an jedem Ort durchführbar ist und ohne Kühlung mindestens 1 Jahr stabil bleibt.
Die Kosten von 3,00 € pro Test machen ihn für den breiten Gebrauch erschwinglich (bisherige PCR-Test ca. 100,00 € pro Test).
Der Schnelltest als direkter Antigentest ist naturgemäß weniger sensitiv als die PCR mit ihren Amplifikationsschritten, zeigt jedoch fast 100% Spezifität (Spezifität bezeichnet die Fähigkeit, tatsächlich Gesunde als gesund zu identifizieren), welches in der laufenden Epidemie in Guinea gegen PCR ermittelt wurde. Die Sensitivitätslücke beträgt laut den Vergleichstestungen im Krankheitsfall ca. 2 Tage.
Unsere Idee besteht nun darin, der Aufnahme in unsere Klinik Bo eine Triage-Einheit (frz.=trier=sortieren, deutsche Bezeichnung auch Sichtung oder Einteilung) in einem separaten keinen Gebäude vorzuschalten. In diesem Vorgebäude sollen ausschließlich Ebola-Überlebende arbeiten, welche, soweit bekannt ist, vor Reinfektion geschützt sind. Speziell geschulte Krankenschwestern, die vor Ort verfügbar sind, ermitteln anhand der Vitalparameter und möglicher Kontakte ein Ebola-Risiko und führen den Schnelltest durch.
- bei positivem Test sofortige Transfer zum Ebola-Therapie-Zentrum von MSF (Medecins Sans Frontieres, Ärzte ohne Grenzen)
- bei negativem Test Kurzquarantäne von 2 Tagen im Triage Gebäude, dann erneuter Test.
- wenn 2. Test negativ, Aufnahme ins Hauptgebäude der Klinik.
Dieses Vorgehen ermöglicht mit vergleichsweise geringem Aufwand eine gute Sicherheit. Auf diese Weise können die Mitarbeiter im Gesundheitswesen, in unserer Klinik, aber danach auch in vielen anderen Einrichtungen, motiviert werden, ihre Angst vor Ebola-Infektion zu überwinden und wieder zur Arbeit zu gehen. Ansonsten droht dem Gesundheitssystem in Sierra Leone und ganz Westafrika ein weiterer längerdauernder Stillstand.
Zudem bekommen die Ebola-Überlebenden, welche in ihren sozialen Gemeinschaften nicht selten ausgegrenzt werden, Wertschätzung und eine Chance auf neue Arbeitsplätze.