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Ebola: „Die letzte Meile ist die schwierigste“

Die Nothilfe der Bundeswehr in Westafrika soll im März eingestellt werden. Im Vordergrund stünden jetzt die Maßnahmen, die die Infektionskette endgültig durchbrechen, erklärte der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung.

 

Ebola: „Die letzte Meile ist die schwierigste“


Dtsch Arztebl 2015; 112(10): A-398 / B-345 / C-337

Richter-Kuhlmann, Eva 

 

 

Die konsequente Isolierung von Ebola-Patienten wird entscheidend in dem Bestreben sein, die Infektionskette ganz zu durchbrechen und die Neuinfektionsrate auf Null zu bringen. Foto: dpa

Auch wenn Ebola zunehmend aus den Nachrichten und aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet, kann von einer Entwarnung noch keine Rede sein. Noch zu sehr schwanken die Zahlen bei den Ebola-Neuinfektionen in Westafrika. Nach einem Rückgang stiegen sie vor einigen Wochen erneut an.

„Die aktuell wieder steigenden Neuinfektionszahlen zeigen, dass Ebola noch nicht im Griff ist“, betonte der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Botschafter Walter Lindner, bei einer Informationstagung Ende Februar in Berlin. Er selbst bricht dieser Tage erneut – konkret zum sechsten Mal – zu einer Reise in die Krisengebiete auf. Die drei „Herausforderungen des Moments“ sind ihm zufolge zum einen, die Zahl der Neuinfektionen auf null zu bringen, zweitens von der Nothilfe zur Entwicklungshilfe zu wechseln und schließlich Lehren aus der Ebola-Krise zu ziehen.

Insgesamt registrierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Epidemie bislang fast 23 000 Ebolafälle, mehr als 9 000 Menschen starben an der Infektion. Die Organisation geht jedoch von einer noch höheren Dunkelziffer aus. „Wir wissen auch jetzt nicht, wie sich der Verlauf der Epidemie noch entwickelt“, sagte Lindner. Allerdings sehe er Licht am Ende des Tunnels: „Es gibt realistische Chancen und die Hoffnung, die Zahl der Neuinfektionen an Ebola noch in der ersten Jahreshälfte nahe null zu bekommen.“

Dies ist derzeit auch das Ziel der Regierungschefs der drei am stärksten von Ebola betroffenen Länder Sierra Leone, Guinea und Liberia. Sie hatten Mitte Februar bei einem Sondergipfel in Guineas Hauptstadt Conakry erklärt, Ebola sogar bis Mitte April besiegen zu wollen. Sie forderten die internationale Gemeinschaft auf, ihnen die dazu notwendige Hilfe zukommen zu lassen.

Deutschland beteiligt sich seit Monaten am Aufbau von Strukturen, Behandlung und Prävention. Bei den laufenden Hilfsaktionen und Gesundheitsmaßnahmen dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass es leichter sei, den Ausbruch einer Erkrankung von hundert auf zehn Fälle zu reduzieren als von zehn auf null Fälle, erläuterte Lindner. „Die letzte Meile ist die schwierigste.“ Bundeswehr und Deutsches Rotes Kreuz würden mittlerweile weniger benötigt. Dringender seien jetzt vielmehr die Einbeziehung der Dorfgemeinschaften sowie interkulturelle Anstrengungen. „Die Länder müssen auch in entlegenen Gebieten die Fähigkeit erhalten, an Ebola erkrankte Menschen frühzeitig zu erkennen, tatsächlich zu isolieren und Desinfektionen korrekt durchzuführen“, sagte der Sonderbeauftragte.

Gleichzeitig beginnt derzeit der internationale Prozess, Lehren aus der Epidemie zu ziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich dazu gemeinsam mit Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg und dem Präsidenten von Ghana, John Dramani Mahama, an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, gewandt, war aus dem Kanzleramt zu erfahren. Ihr Ziel sei es, Maßnahmen zu bündeln und Strukturen zu schaffen, mit denen mittel- und langfristig die Gesundheitssysteme und die Krisenreaktionsfähigkeit gestärkt werden können.

Lindner räumte ein, dass Deutschland und die internationale Staatengemeinschaft im vergangenen Jahr nicht angemessen vorbereitet waren. „Die internationale Hilfe ist sehr spät angelaufen“, erklärte er. „Wir hatten keine Erfahrungen mit dem Virus. Und frühe Warnungen von ,Ärzte ohne Grenzenʻ wurden überhört.“ So etwas dürfe in Zukunft nicht mehr passieren. Danach sei die Hilfe der Staatengemeinschaft aber effizient gewesen. Lindner ist sich sicher: „Sie hat auch tatsächlich den Unterschied bei der Bekämpfung der Seuche gemacht.“

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann